Tirol Werbung » Unternehmen » Porträts »

Das Ziel immer vor Augen

Karin Seiler, Geschäftsführerin

Zielstrebigkeit und Mut - diese Eigenschaften prägen den Lebenslauf von Karin Seiler und haben sie schon an die unterschiedlichsten Orte der Welt geführt. Umzüge in andere Länder haben ihr - abgesehen von Sprachbarrieren - noch nie etwas ausgemacht und neuen Herausforderungen hat sie sich schon immer gerne gestellt. Stets angetrieben von dem Wunsch, etwas zu bewirken. Das möchte sie jetzt auch in ihrer neuen Position als Geschäftsführerin der Tirol Werbung, die sie ja von ihren Jahren als Marketingleiterin schon kennt. Wann sie als Kopfmensch auf ihr Bauchgefühl hört, warum das Tannheimer Tal und Bhutan bei ihren Wunsch-Reisezielen ganz oben stehen und wie ein leerer Handyakku den eigenen Energiereserven hilft, verrät Karin im Interview.

Karin Seiler

Karin Seiler

Wohnort: Axams

  • Name

    Karin Seiler

  • Alter 

    50 Jahre

  • Das mag ich an Tirol

    Vielfältigkeit, Natur, die kurzen Wege zwischen Stadt und Berg 

  • Bei der Tirol Werbung seit

    seit 2022 Geschäftsführerin, 2012-2015 als Marketingleiterin

Karin Seiler

Karin Seiler

Wohnort: Axams

  • Name

    Karin Seiler

  • Alter 

    50 Jahre

  • Das mag ich an Tirol

    Vielfältigkeit, Natur, die kurzen Wege zwischen Stadt und Berg 

  • Bei der Tirol Werbung seit

    seit 2022 Geschäftsführerin, 2012-2015 als Marketingleiterin

Beginnen wir von vorne: Warum hast du dich für die Stelle als Geschäftsführerin bei der Tirol Werbung beworben?

Weil ich hier die Möglichkeit habe, etwas zu bewirken. Im Rahmen der Gespräche zu dieser Position wurde der Wunsch zur Veränderung und das Unternehmen systemisch neu aufzustellen, geäußert. Das hat mich inspiriert und ich wusste, ich kann von meiner Zeit bei Innsbruck Tourismus viele Erfahrungen mitbringen.

Du bist seit heuer im Mai Geschäftsführerin bei der Tirol Werbung. Wie ist es dir denn bei deinem Start ergangen?

Es ging gleich richtig zur Sache: Zwei Wochen nach meinem Start fand ja das Tourismusforum statt, außerdem gab es die Pressekonferenz mit dem Landeshauptmann. Und dann ging es Schlag auf Schlag mit der Ankündigung der Neuwahlen. Das Stakeholdermanagement war also zu Beginn eine große Herausforderung. Im Unternehmen selbst wurde ich sehr gut aufgenommen. Ich bekam viele Informationen aus den Teams. Ich verspürte im Unternehmen aber auch einen großen Wunsch nach Klarheit und Strukturiertheit bezüglich unseres Tuns und unserer Verantwortlichkeiten.

Seitdem ist ein gutes halbes Jahr vergangen. Was hat sich denn in diesem Zeitraum getan?

Sehr viel (lacht). Wir haben einen neuen Landeshauptmann und einen neuen Landesrat. Im Unternehmen hat sich auch sehr viel getan. Ich habe mir auch die Zeit genommen, nicht nur auf die Projekte zu schauen, sondern auch mit den Teams essen zu gehen, um sie kennenzulernen und hinzuhören, was sie bewegt und was ihnen wichtig ist. Ich bin jetzt sehr froh um die Strategiearbeit mit meinem Führungsteam und den Besprechungen mit den Teamleitern und die Möglichkeit der Zuspitzung und Neuausrichtung. Es war eine gute Zeit und wir haben sie genützt, um uns intern bezüglich unseres Unternehmensauftrags und der Realisierung der Tourismusstrategie "Tiroler Weg" aufzustellen.

Dein Beginn bei der Tirol Werbung ist ja eigentlich eine Rückkehr. Warum bist du damals zu Innsbruck Tourismus weitergezogen?

Die Position bzw. mein Handlungsspielraum und Tätigkeitsbereich waren an sich endend wollend. Wir haben damals die Marketingstrategien gemacht und das Marketingteam und Themenmanagement waren sehr gut aufgestellt. Es war eigentlich Zufall, dass eine so attraktive Position in Innsbruck im Tourismus freigeworden ist, in der ich mich sehen konnte. Ich war nicht aktiv auf der Suche nach einem neuen Job. Aber die Kombination, dass eine Stelle frei wird und die Stakeholder teilweise schon bekannt waren – da habe ich mir gedacht, ich bewerbe mich mal.

Man hört schon heraus, dass du sehr zielstrebig bist. Worauf legst du sonst Wert bei deiner Arbeit?

Transparenz, Klarheit und Sinnhaftigkeit und dass jeder weiß, was seine Aufgaben sind. Das ist das „Was“. Beim „Wie“ lege ich Wert darauf, dass die Mitarbeiter:innen selbst gestalten können. Kommunikation ist mir sehr wichtig. Dass Dinge ausgesprochen und nicht mitgeschleppt werden. Und schon eine gewisse Art von Zielstrebigkeit, die aber immer damit verbunden ist, dass es Ziele braucht. Wenn ich diese Ziele dann erreiche, weiß ich, dass ich zu einem großen Ganzen meinen Beitrag leiste. Deshalb ist sehr wichtig, dass alle das große Ganze kennen und jeder seinen Teil dazu beitragen kann. Die Ziele müssen auch nicht in Stein gemeißelt sein, sie können auch im Laufe der Zeit adaptiert werden, aber es muss sie zumindest geben.

Sind das Eigenschaften, die du vor allem im Beruf an den Tag legst oder auch privat?

Ich reflektiere schon am Anfang des Jahres, was ich in diesem Jahr neu machen möchte – etwas lernen zum Beispiel oder auch neue Orte bereisen. Ich bin allerdings privat nicht so zielstrebig wie im Beruf. Was ich zum Beispiel überhaupt nicht habe, ist ein durchgeplantes Wochenendprogramm. Ich genieße es, keine Termine zu haben und in den Tag zu leben. Wo ich schon sehr diszipliniert bin, ist bei meinen Meditationen. Einmal jährlich versuche ich, auf ein Retreat zu gehen, d.h. ich nehme mir eine Woche Zeit, um mich nur mit meinem Inneren zu verbinden, zurückzufinden zur inneren Stille, ohne Ablenkungen und auch ohne Smartphone-Konsum. Das gibt wieder viel Energie und Klarheit.

Und was ist dir in der Zusammenarbeit mit anderen wichtig?

Ehrlichkeit. Strukturiertheit bei Terminen. Klarheit beim Auseinandergehen. Das heißt nicht, dass alles protokolliert werden muss, aber es muss klar sein, wer was macht. Pünktlichkeit ist mir wichtig. Da ist es oft mühsam, wenn die Technik nicht geht und Zeit verschwendet wird. Und geistige Präsenz, nicht nur physische (lacht). Dem anderen wirklich zuzuhören und nicht aufs Handy zu schauen oder Mails zu schreiben.

Karin Seiler und ehem. Landeshauptmann Günther Platter
Karins Start bei der Tirol Werbung war eigentlich eine Rückkehr. Vom ehem. Landeshauptmann und Tourismusreferent Günther Platter gab es Blumen. © Tirol Werbung

Was sind deine Pläne für den Tiroler Tourismus – wie soll der in Zukunft aussehen?

Der Tiroler Tourismus hat ein unheimlich großes Potenzial im Sommer ein noch begehrterer Urlaubsplatz zu werden. Die Kühle, die Höhe und die Familienhotellerie sind wichtige Erfolgsfaktoren für die Zukunft. Mein zweites Ziel ist, den Tourismus so in Harmonie zu bringen, dass wir es als ein gemeinsames Ganzes aus Gästen, Einheimischen und hier Arbeitenden sehen. Ich möchte weg vom Trennenden. Wir haben einen Lebensraum, den wir uns teilen. Wir haben das Glück, hier geboren zu sein und weil es so schön ist, kommen auch andere her und wollen den Lebensraum genießen. Zu dieser Einheit, diesem Verständnis, müssen wir in Tirol wieder finden.

Wie sieht bei dir ein typischer Arbeitstag aus und gibt es den überhaupt?

Es gibt Dinge, die fast jeden Tag gleich sind. Zum Beispiel ist jeder Tag durchgetaktet mit Terminen. Ich komme nicht vor 9 Uhr, weil mir meine Morgenzeit sehr wichtig ist. Zwischendurch schaut Britta (Odor, Assistenz d. Geschäftsführung, Anm.) dann darauf, dass ich zumindest mittags eine halbe Stunde Pause habe. Im Schnitt habe ich interne und externe Termine bis 17 oder 18 Uhr, im Anschluss mache ich Emails, wenn ich nicht zu einem Abendtermin gehen muss. Ich blocke jedoch auch zu Beginn der Woche ein bis zweimal eine halbe Stunde oder Stunde im Kalender, um Dinge aufarbeiten zu können.

Was unterschiedlich ist, ist die Art der Termine. Dann gibt es noch Wochen, wo ich mehrere Tage weg bin. Auch Interviewtermine sind häufiger geworden und man wird untertags öfter mal spontan eingeladen. Zuhause nutze ich dann meistens die Zeit, um noch Nachrichten zu lesen.

Du hast in deiner beruflichen Laufbahn ja schon einiges gesehen: Du warst bei Schwarzkopf und Henkel Österreich international tätig und bist wahrscheinlich viel herumgekommen. Inwiefern hat dich diese Arbeit geprägt?

Das hat mich insofern geprägt, als dass ein Konzern sehr zielstrebig und erfolgsorientiert arbeitet. Die Arbeit dort war sehr getrieben vom Erreichen monatlicher Umsatzziele. Ich war im Marketing, da gab es klare und enge Timings, bis wann etwas fertig sein musste. Das hat mir aber auch gefallen – diese Mischung aus Kreativität und Zahlenverständnis. Ein großer Konzern hat auch eine Flexibilität im Aufstieg mit sich gebracht, immerhin habe ich alle zwei bis drei Jahre etwas Neues gemacht und bin meistens umgezogen in andere Länder. Man lernt sehr gut, sich anzupassen – an neue Länder, neue Gegebenheiten, neue Teams und neue Rahmenbedingungen.

Wenn du heute an diese Zeit zurückdenkst – gibt es etwas, das du anders machen würdest?

(überlegt). Im Prinzip eigentlich nichts, es hatte alles sein Gutes. Am ehesten, als ich einmal nach Italien ging und dort ein großes Team übernahm, ohne italienisch zu können (lacht). Ich habe zwar einen vierwöchigen Crashkurs gemacht, aber das haben die Verantwortlichen und ich selbst falsch eingeschätzt. Es ist sehr herausfordernd, ein Team zu leiten, dessen Sprache man nicht kann. Ansonsten hat aber alles zur Entwicklung beigetragen, es waren tolle Jahre mit vielen positiven Erinnerungen. Dafür bin ich dem Unternehmen sehr dankbar.

Karin Seiler
Gelassenheit hilft Karin, mit Druck umzugehen. Obwohl sie sich sonst als Kopfmensch beschreibt, hört sie bei wichtigen Entscheidungen auf ihr Bauchgefühl. © Blickfang

Als Geschäftsführerin in der Tirol Werbung hast du die Verantwortung für über 80 Mitarbeiter:innen. Wo liegen da die Herausforderungen?

Die liegen nicht in der Fülle der Leute, sondern an den unterschiedlichen Wertigkeiten. Früher habe ich das vielleicht nicht so wahrgenommen, aber es ist ein großer Unterschied ob ein Mitarbeiter 50 Jahre alt ist oder noch ganz jung. Da gibt es unterschiedliche Erwartungshaltungen und Werte – wie wird man denen allen gerecht? Das Schöne an der Größe der Tirol Werbung ist aber, dass man jeden noch persönlich kennen kann.

Was macht für dich eine gute Führungskraft aus?

Wichtig ist auf der einen Seite das Selbstmanagement, das wird oft unterschätzt. Wie bereite ich mich selbst energetisch (nicht inhaltlich) auf den Tag oder ein wichtiges Meeting vor, wie gehe ich mit Emotionen um, wann erkenne ich, dass ich nur etwas interpretiere oder projiziere und es keine Tatsache ist? Wann geht es in einer Diskussion um Recht haben und wann um die Sache? Auf der anderen Seite die Tools an der Hand zu haben, um mit gewissen Dingen richtig umzugehen. Wichtig ist auch, nicht zu sehr ins Micromanagement zu gehen. Ich neige selbst oft dazu, mitarbeiten zu wollen, wenn ich Ideen habe. Auf der operativen Ebene ist es halt manchmal schöner, da kann man Hand anlegen. Und als Führungskraft muss man auch akzeptieren, dass Dinge anders gemacht werden, als man sie selbst gemacht hätte. Und zu guter Letzt hat eine Führungskraft immer eine Vorbildfunktion.

Wie gehst du mit Druck um?

Der gehört zum Job dazu. In der Tirol Werbung ist zwar der Druck, auf Zahlen zu performen, nicht so gegeben. Dafür gibt es einen medialen Druck. Da hilft mir eine gewisse Gelassenheit. Ich gehe eigentlich sehr gut mit Druck um. Ich nehme mich selbst nicht zu wichtig und trenne die Sachlage von der Person. Der Beruf ist nicht meine Identität. Und ich suche mir Ruhephasen.

Wo ist denn dein Kraftplatz, wo du am besten abschalten kannst?

Ich schalte super zuhause ab, weil es dort extrem ruhig ist. Ich genieße es, wenn ich niemanden treffe, keine Termine habe und nirgends auf die Minute genau sein muss. Mein Kraftplatz ist auch überall in der Natur, wo wenig Leute sind.

Wie definierst du Mut?

Man macht etwas, was nicht gerade der Norm entspricht und von dem man nicht genau weiß, wie es ausgeht. Bei Mut ist immer eine Portion Unsicherheit dabei.

Würdest du dich selbst als mutig bezeichnen?

Beruflich eigentlich schon und auch privat. Ich bin ständig umgezogen. Als ich nach Australien gezogen bin, hatte ich sogar die Möglichkeit, zuvor rüberzufliegen und mir alles anzusehen. Ich habe aber abgelehnt und bin einfach mit einem Mehrjahresvertrag hingezogen. Ich habe mich immer auf neue Dinge eingelassen – auch mit der Entscheidung für diesen Job. Ich habe jedoch alle wichtigen Lebensveränderungen bewusst gemacht.

Vom Mut kommen wir zu einem anderen Begriff. Du hast davor von Kreativität gesprochen. Was macht denn für dich eine gute Idee aus?

Eine gute Idee kommt immer wieder, die vergesse ich nicht sofort. Mein Bauchgefühl sagt mir dann, wenn die Zeit reif dafür ist. Eine gute Idee muss nicht immer total neu sein, aber stimmig zur aktuellen Situation und Begebenheiten. Und sie muss realisierbar sein.

Verlässt du dich generell auf dein Bauchgefühl?

Bei großen Sachen schon. Ich bin eigentlich ein Kopfmensch und sehr analytisch. Aber wenn es um wichtige Dinge geht wie einen Job- oder Wohnungswechsel, dann befrage ich mein Bauchgefühl.

Wohin wolltest du schon immer mal verreisen?

Ich habe das Glück, dass ich schon sehr viel gesehen habe, darum habe ich gar nicht das große Bedürfnis noch viel mehr zu entdecken. Es gibt aber in Tirol einen Ort, an dem ich noch nie war, und das ist das Tannheimer Tal. Die wunderschönen Wellnesshotels möchte ich auch mal selbst gesehen haben. Wo ich international noch einmal hinmöchte ist Kapstadt. Bhutan würde mich auch interessieren, ich will wissen, warum da alle so glücklich sind (lacht).

Was steht sonst noch auf deiner To-Do-List?

Die hat eigentlich kein Ende, das ist ein dauernder Prozess. Ich möchte meine geistige Entwicklung in diesem Leben so weit wie möglich vorantreiben, das ist das Wichtigste im Leben eines Buddhisten.

Gut und zum Abschluss noch eine ganz andere Frage: Was ist dein Lieblingsessen, dem du nicht widerstehen kannst?

Die selbstgemachten Schlutzkrapfen meiner Mutter. Und thailändisches Essen, wenn es authentisch gekocht ist.

 

02.11.2022

Karin Seiler
So farbenfroh kennt man Karin. Ihre Energie holt sie sich beim Meditieren und in der Ruhe zuhause oder in der Natur.
Karin Seiler, Italien
Karin hat schon in vielen Ländern gelebt. Sie ist überzeugt: So lernt man Flexibilität und die Fähigkeit, sich an neue Begebenheiten anzupassen. © privat