Als du angefangen hast, war die Struktur der Tirol Werbung ja noch ganz eine andere. Wie war es denn damals im Vergleich zu heute, in der TW zu arbeiten?
Es war vor allem ziemlich bürokratisch. Wir waren zu Beginn ein Teil des Amtes der Landesregierung und am Bozner Platz stationiert. Für jeden Antrag musste ein Laufkuvert ins Landhaus gebracht werden – dort waren nämlich Personalabteilung und Buchhaltung untergebracht. Auch sonst war die Arbeit ganz anders: wir schrieben auf Kugelkopfschreibmaschinen mit Durchschlag, gaben den Schneebericht mit Lochstreifen ein und das ging dann mit Matrizen an die TVBs raus. Was heute der Newsletter ist, war damals ein Rundschreiben an die Fremdenverkehrsverbände. Das war eine Mordsvorbereitung: Damals gab es noch 254 TVBs und jeder Brief musste händisch eingesackelt werden. Das erste Fax war für uns, als wären wir auf dem Mond gewesen (lacht).
Wir bleiben noch bei den Veränderungen: Was war für dich die gravierendste Änderung, die du miterlebt hast?
Die erste große Veränderung war, als wir aus der Landespolitik „rauskristallisiert“ wurden und 1989 privatisiert wurden. Die zweite Veränderung war die Ära von Dr. Braun (Andreas, ehem. GF der Tirol Werbung, Anm.). Das war die Zeit, in der die Piefke Saga war und die Kampagne „Starkes Land“ entstanden ist. Das wurde zuerst stark von der Basis angefeindet, aber ein paar Jahre später hochgelobt. Die Geierwally, der Mann mit nacktem Oberkörper oder das Schwarz-Weiß-Poster mit dem Mann mit seinem Enkel und dem Christbaum sind noch heute sehr, sehr gefragt. Dr. Braun war ein Vordenker.
Bist du jemand, der sehr leicht mit Veränderung umgehen kann?
Eigentlich schon, weil ich mit vielen Veränderungen aufgewachsen bin. Ich bin zwar kein Fan von neuen Medien – das überlasse ich lieber meinen Kolleginnen – aber ich kann mit dem Computer alles machen. Privat ist mir meine Zeit für Social Media zu schade, da brauche ich es nicht unbedingt.
Seit fast zwei Jahren beschäftigt uns jetzt die Corona-Krise. Hast du in deiner Zeit bei der Tirol Werbung etwas Vergleichbares erlebt? Wie erlebst du diese Zeit jetzt gerade?
Nein, das ist einmalig, so etwas hat es noch nie gegeben. Am Anfang habe ich schon gebraucht, bis ich da reingekommen bin. Home Office hat es früher nie gegeben. Aber seit September bin ich jetzt auch immer dienstags daheim und freitags im Büro, damit ich die Leute sehe. Der Arbeitsablauf ist zuhause zwar nicht beeinträchtigt, aber ich freue mich immer, wenn ich dann Menschen treffe. Das ist schon ein anderes Arbeiten, Mir fehlt sonst der Flow und das Persönliche.