Für alle, die es noch nicht wissen: Vielleicht erzählst du uns zu Beginn ganz kurz, was ein Convention Bureau überhaupt so macht?
Das Convention Bureau Tirol gibt es seit 15 Jahren. Es ist ein Zusammenschluss aus Anbietern der Kongress- und Tagungsbranche. Wir bündeln mit dieser Initiative Kräfte und Ressourcen, um den Tagungsstandort Tirol national und international zu positionieren und zu bewerben. Dabei nehmen wir zum einen eine impulsgebende, aber auch wichtige Vernetzer-Rolle ein. Neben diesen strategischen Aufgaben sind wir auch kostenlose Servicestelle für alle, die Workshops, Klausuren, Seminare, Teambuildings und ähnliches in Tirol organisieren wollen. Wir unterstützen zum Beispiel mit Locationtipps, überprüfen die Verfügbarkeit von Hotelzimmern oder geben Inspirationen zum Rahmenprogramm und helfen so Veranstaltungsplanerinnen und -planer, Zeit und Geld zu sparen.
Wie bist du in diese Branche und konkret in die Tirol Werbung gekommen?
Ich leite das Convention Bureau Tirol nun seit fünf Jahren. Davor war ich bereits 30 Jahre lang in der Tourismusbranche in sämtlichen Bereichen tätig: vom Reisebüro über die Airline bis hin zur Bereichsleitung bei einem großen Reiseveranstalter. Schließlich bin ich in der Königsdisziplin gelandet, der MICE-Branche (steht für Meetings, Incentives, Convention, Events = Kongress- und Tagungsbranche, Anm.). Ich bin ja Tirolerin aus ganzem Herzen, umso schöner ist es, jetzt als Botschafterin für unser schönes Bundesland zu werben.
Was hat sich in diesen fünf Jahren verändert?
In der Tagungsbranche ist in den letzten Jahren vor allem die Bedeutung von Green Meetings sehr gestiegen. Der Nachhaltigkeitsaspekt spielt eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung unserer Kundinnen und Kunden, sprich den Veranstaltern. Aber auch bei unseren Partnern, welche die MICE-Anbieter in Tirol abbilden, hat sich das Bewusstsein für Regionalität und Nachhaltigkeit sehr verstärkt. Der Anteil der Veranstaltungsstätten, die Corporate Social Responsibility implementieren und auch leben, hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt.
Auch die Art der Veranstaltungen verändert sich. Der Unterhaltungs- und Freizeitfaktor gerät in den Hintergrund, die Tagungen sind seriöser. Interessante Inhalte stehen im Mittelpunkt der Meetings. Und zum Schluss spielt noch das Thema Datenschutz eine immer größere Rolle.
Wie sieht es mit der Digitalisierung aus?
Im Kongress- und Tagungsbereich setzt man schon lange auf hybride Meetings – also eine Mischung aus digital und analog. COVID-19 hat diesen Trend noch einmal verstärkt und beschleunigt. Die Locations mussten sich dadurch schneller anpassen. In unserem Bereich geht es jetzt vor allem darum, Kundinnen und Kunden noch intensiver und individueller zu beraten als bisher.
Gibt es Anzeichen, dass sich dieser Trend auch nach COVID-19 fortsetzt und Tagungen bzw. Kongresse durch digitale Varianten ersetzt werden?
Der Digitalisierung-Trend hält unweigerlich in allen Bereichen und somit auch in der Tagungsindustrie weiter Einzug, jedoch werden virtuelle Veranstaltungen niemals das Liveerlebnis ersetzen. Gerade während des Lockdowns wurde nochmal vielen bewusst, wie wertvoll der persönliche Kontakt ist. Darauf wollen die Kundinnen und Kunden auch in Zukunft nicht verzichten. Hybride Formen werden verstärkt zum Einsatz kommen, etwa digital zugeschaltete Speaker z.B. aus Übersee. Wenn nicht jeder extra anreisen muss, ist dies im Sinne der Nachhaltigkeit durchaus förderlich. Es werden andere, neue Veranstaltungsformate entstehen und regionale Anfragen steigen, weil viele nicht mehr so weit reisen wollen um zu tagen. Das sind alles großartige Entwicklungen und spielen dem Tagungsland Tirol nur noch mehr in die Karten als bisher.
Wie sieht es sonst in Sachen COVID-19 aus? Schließlich wurde eure Branche ja besonders hart getroffen.
Das stimmt. Wir waren eine der Ersten, die runtergefahren wurden und sind eine der Letzten, die langsam wieder hochgefahren sind. Es ist unsere Aufgabe, unser Partnernetzwerk zu stärken und etwaigen Unsicherheiten entgegenzuwirken. Es hängen so viele Berufe an dieser Branche und gleichzeitig ist die Wertschöpfung in diesem Bereich ungleich hoch. Durch Grenzschließungen, Quarantäneregelungen und Flugeinschränkungen sind internationale Kongresse fast vollständig zum Erliegen gekommen. Momentan sind vermehrt kleinere Formate gefragt wie Workshops, Meetings oder Tagungen mit Abstand – und da bewegen wir uns vor allem im DACH-Raum. Aber unter Berücksichtigung spezifischer Sicherheits- und Hygienemaßnahmen sind auch größere Veranstaltungen wieder möglich und werden auch bereits durchgeführt – eben auch häufig hybrid.