Konntest du dich von Anfang an mit diesem Thema identifizieren?
Im ersten Moment war ich ehrlich gesagt ziemlich erschüttert über das Thema „Verkehr“ (lacht). Aber in dem Moment, als ich die touristische Relevanz erkannt habe, war ich begeistert. Das war der Moment, in dem mir bewusst wurde, dass es eine Zielgruppe gibt, die mit der Bahn und nicht mit dem Auto anreist. In Europa leben 60% der Menschen in Städten mit mehr als 100.000 Einwohner. Diese haben andere Bedürfnisse und sind es gewohnt, dass sie öffentliche Mobilität zur Verfügung haben und ohne Auto am Weg sind. 30-40% besitzen gar kein eigenes Auto. Das ist ein Riesen-Potenzial, das hat mir Spaß gemacht, weil ich wusste: Da können wir etwas erreichen. 2013 haben wir dann mit den Reisezeitenkarten begonnen und da hat man dann schön gesehen, wie viele Linien bereits nach Tirol, ins Herz der Alpen führen – so gut erreichbar sind wir.
Ihr habt ja im Rahmen des Projekts „Tirol auf Schiene“ bereits viel erreicht – unter anderem den Ausbau der Fernverkehrshalte, neue Verbindungen vor Ort oder neue Produkte wie die Nightjet-Kombitickets. Was ist dein Erfolgsrezept?
Ich habe immer auch sehr stark nach innen gearbeitet, mit den Tourismusverbänden geredet und ihnen bewusst gemacht, welchen Vorteil die öffentliche Anreise bietet. Heute nehmen viele von ihnen das Thema mit. Trotzdem muss man immer wieder neu darauf hinweisen, weil neue junge Leute dazukommen. Auch die führe ich dann wieder in das Thema ein, das hört nicht auf. Ich bin überzeugt, dass ich als Sender einer Botschaft auch dafür verantwortlich bin, dass die Botschaft ankommt. Nur ein Mail zu schreiben reicht nicht, das war immer mein Zugang.
Reist du privat auch gerne und viel mit der Bahn?
Ja, ich bin zur begeisterten Zugfahrerin geworden. Ich bin auch nie mehr geflogen. Außerdem habe ich das Jobticket, auch wenn ich noch manchmal mit dem Auto nach Innsbruck gefahren bin.
Wirst du im Freundes- und Bekanntenkreis auch als Mobilitätsexpertin wahrgenommen?
Ja, ich habe nämlich immer zum Thema Bahn was zu sagen. Und seit neuestem fahren mein Mann und ich auch einen Tesla, jetzt sind wir in unserem Bekanntenkreis die nachhaltigen Mobilitätsfans (lacht).
Nach 27 Jahren in der Tirol Werbung – was wirst du am meisten vermissen?
Ganz klar die Leute. Die Unternehmenskultur, der wertschätzende Umgang miteinander. Aber auch die Weihnachtsfeiern, die Wander- und Skitage – das alles war sehr verbindend. Die Tirol Werbung ist zu einer großen Familie geworden, quasi meine zweite Heimat.
Früher war es noch der Arbeitsplatz, der sehr identitätsstiftend war und den ich mir auch entsprechend eingerichtet habe. Jetzt haben wir ja – dank Home Office – gelernt, mobil zu sein. Das war ein Loslöseprozess, aber ich bin sehr dankbar, dass ich den noch mitmachen durfte. Es hat mir gezeigt, dass Zugehörigkeit nicht an materiellen Dingen festgemacht ist.