Aber gerade das letzte Jahr war eine besondere Herausforderung für euch – Stichwort Corona. Wie hast du diese Zeit erlebt?
Der erste Lockdown war volle heftig, der hat uns so kalt erwischt, wir haben gar nicht gewusst, was passiert. Das war eine unruhige Zeit, da sind sicher auch Fehler passiert, auch von meiner Seite, aus Hilflosigkeit. Dann hat sich das aber eingependelt und bei den folgenden Lockdowns sind wir im Team anders damit umgegangen. Wir haben umgeschichtet und uns die Arbeit besser aufgeteilt, damit jeder zum Arbeiten kommt. Wir haben uns immer etwas einfallen lassen, mit dem Online Shop, Click & Collect und einem Film statt der Messe. Wir sind halt Stehaufmännchen, wir lassen uns nicht unterkriegen. Aber seit Jänner macht sich jetzt schon ein Frust breit, es wird Zeit, dass wir wieder aufsperren können.
Wie hat sich das auf die Zusammenarbeit mit den Partnern ausgewirkt?
Alle 50 Partner haben uns die Stange gehalten – das macht uns wirklich dankbar und demütig. Den respektvollen und freundlichen Umgang, den ich davor angesprochen habe, pflegen wir auch mit unseren Händlern. Das ist Handschlagqualität.
Stichwort online. Corona hat dem Internetshop natürlich einen ordentlichen Aufschwung verpasst. War das auch davor schon spürbar?
Durch Corona hat sich der Anteil am Gesamtumsatz verdoppelt, aber insgesamt bleibt unser Hauptgeschäft schon stationär. Die meisten wollen ja bei uns einkaufen gehen, es sind die meisten ohnehin Einheimische. Die kommen zum Ratschen, das ist ein Lebensgefühl, etwas Besonderes. Wir haben auch einen sehr hohen Stammkundenanteil, das hebt uns von den anderen ab, der freundliche und herzliche Umgang.
Wie sehen denn eure Stammkunden aus? Wer ist der Tirol-Shop-Kunde?
Da ist alles dabei, von 25 aufwärts bis 55, heimatverbundene Sportler, Junge und Junggebliebene. Vor allem sind es aber nicht die Touristen, sondern die Einheimischen. Studenten allerdings nicht, der Tirol Shop ist ja doch eher teurer (lacht). Aber das ist auch unsere Philosophie: Wir bestellen in kleinen Mengen, lassen nachhaltig produzieren und das kostet natürlich. Damit haben wir aber schon oft zu kämpfen: Die Leute wollen zwar „Marke Tirol“ aus Tirol und Qualität, sind aber nicht bereit, den Preis dafür zu zahlen. Da müssen wir Bewusstsein schaffen, meistens gibt es hier viel Erklärungsbedarf.
Du hast es angesprochen: Ihr verkauft Produkte Marke Tirol. Was bedeutet diese Marke für dich?
(überlegt). Ich würde sagen, Heimat. Und Sport. Und Kraft – die Marke gibt mir Kraft und ist für mich gleichzeitig ein Kraftplatz. Ich habe die Hälfte meines Lebens mit dieser Marke verbracht, sie ist wie Familie. Das ist Verbundenheit.
Wie ist das, wenn man immer wieder Menschen mit den Kleidungsstücken Marke Tirol sieht?
Da geht mir das Herz auf! Meistens fotografiere ich es auch sofort und schicke es den Mädels (lacht). Das ist das Schöne an diesem Beruf – wir erhalten sofort die Bestätigung, bekommen sofort ein Feedback – gutes und schlechtes!
Hand auf’s Herz: Wie viel Prozent deines Kleiderschranks nehmen Tirol Accessoires ein?
Zirka 70 Prozent, würde ich sagen (lacht).
Wer dich kennt, weiß, du sprühst immer vor Energie. Woher nimmst du diese Energie? Wo kannst du sie wieder auftanken?
Ich bin zwar in der Arbeit immer voller Energie, aber zuhause bin ich eigentlich anders, da habe ich lieber meine Ruhe. Wahrscheinlich, weil die ganze Energie schon aufgebraucht ist (lacht). Da bin ich am liebsten mit meinem Mann Gerald zuhause oder unterwegs. Beim Windsurfen kann ich besonders gut abschalten, beim Rennradfahren auspowern. Ich habe auch nicht viele Freunde, aber die, die ich habe, habe ich seit Jahrzehnten. Ich gehe lieber mit einem befreundeten Paar aus und habe dann richtige Gespräche, anstatt einen Raum voller Leute mit oberflächlichem Gerede.
Und zum Schluss noch die Frage, die kommen musste: Was ist dein absolutes Lieblingsstück Marke Tirol?
(überlegt). Ich glaube, die Radtrikots. Da freu‘ ich mich jetzt schon wieder auf das neue Modell!
03.02.2022